Brandlabor Sipiz – Entwurf voller Innovationen

Nachhaltigkeit lebt von Mut und Innovation. Gerade was Re-Use Materialien betrifft, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt – und die Baubranche steht noch ganz am Anfang der Umsetzung dieses Prinzips. Ein aktuelles Beispiel, das aufzeigt, was alles umsetzbar wäre:

Beim Campus der Berner Fachhochschule in Biel Bözingen wird für die Sipiz AG ein neues Brandlabor entstehen, in dem neben Realbrandversuchen zum Feuerwiederstand zukünftig auch Prüfungen im Bereich Rauchschutz, Brennbarkeit von Materialien und Dauerfunktionsprüfungen durchgeführt werden können. Für den Neubau hat die Bauherrschaft 11 Architekturbüros zur Präqualifikation eingeladen und daraus drei Büros für den weiterführenden Studienauftrag ausgewählt – unter anderem Sollberger Bögli Architekten AG. «Wir von der EK Energiekonzepte waren mit im Wettbewerbsteam und haben gemeinsam ein Projekt mit minimalem ökologischen Fussabdruck entworfen», freut sich EK-Projektleiter Stefan Bürkli. «Gelungen ist uns das mit drei Säulen: Möglichst viele Elemente aus dem Re-Use einplanen, Biodiversität fördern und den Energieaufwand im Betrieb so gering wie möglich halten.» Konkret wurde folgendes entworfen:

Re-Use und Biodiversität
Für den Neubau wird ein alter Holzschopf abgerissen. Dessen Dachziegel könnten geschrotet und mit organischem Material angereichert werden, um dann als Substrat (mit 700 mm Aufbaustärke) für eine extensive Begrünung auf dem Dach zu dienen. So könnte eine flächendeckende Wildhecke mit bis zu 3 Metern Höhe auf der Dachfläche wachsen. Gleichzeitig dient das Substrat als Wasserspeicher, was in dem Areal mit aktuell mehr als 80 Prozent versiegelter Fläche besonders wertvoll erscheint.
Zusätzliche gebrauchte Materialien könnten von Abbruchgebäuden aus der Region oder der Bauteilbörse Biel beschafft werden. Im Entwurf vorgesehen ist beispielsweise eine Aussenfassade aus wiederverwendetem Wellblech.

Minimalster Energieaufwand
Im Brandlabor finden jede Woche zwei bis drei Brandversuche statt. Die so entstandene Wärme kann in einem 10m3 grossen Wasserspeicher konserviert werden – und würde ausreichen, um das kompakte und bestens gedämmte Gebäude in den Winter- und Übergangsmonaten zu beheizen – auch an den Tagen ohne Brandversuche. Eventuelle Überschüsse könnten ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Die Installation einer eigenen Beheizungsanlage wird somit obsolet.

Auch wenn das Projekt von Sollberger Bögli Architekten schlussendlich nicht zum Siegerprojekt gekürt wurde, ist es ein Musterbeispiel für maximal reduzierten Energie- und Ressourcen-Aufwand am Bau. Der Betrieb des entworfenen Brandlabors ist durch die selbst produzierte Energie praktisch CO2-neutral, und auch für den Bau werden durch den Re-Use Einsatz und die Holzkonstruktion minimal Treibhausgase ausgestossen (bzw. sogar CO2 im Holz eingelagert). Zukunftsträchtige Prinzipien, die zukünftig hoffentlich immer häufiger umgesetzt werden.
«Vielleicht haben wir mit dem futuristisch erscheinenden Projekt für diese einfache Industrienutzung etwas zu hoch gepokert. Dennoch bin ich überzeugt, dass bei allen Bauprojekten zukunftsfähige Lösungen notwendig sind, damit konsequent Ressourcen in Erstellung und Betrieb geschont werden und die Biodiversität gestärkt wird», fasst Bürkli die innovativen Planungsideen zusammen.